25 Jahre Damenabteilung

(Erinnerungen an die Anfänge der Damenabteilung, notiert von Christel Meyer)

 

Im Winter 69/70 fingen wir mit ein paar Damen an, unsere Männer zum Luftgewehr-Schießen zu begleiten. Das Schießen fand damals im alten Schießstand statt. Geschossen wurde, von heute aus gesehen, von den Königstafeln zur Theke.

Es war natürlich sehr kalt, aber wir hatten ja einen Super-Oel-Kanonenofen. Wenn die Männer eingeheizt hatten, sind oftmals alle rausgerannt weil jeder dachte, daß das Ding in die Luft geht.

Der damalige Sportleiter Jonny Albers aus Rahmstorf war der Meinung, wir sollten doch eine Luftgewehr-Damen-Mannschaft bilden. Nach langem Zögern, aber guten Mutes traten wir am 4.11.1970 zu unserem ersten Wettkampf gegen Altkloster an.

Wir, das waren : Rita Viets, heute Pape, Käte Meyer aus Goldbeck, Alice Herwede aus Horneburg und ich (Christel Meyer).

Es wurden damals 15 Schuß geschossen. Von 8 Wettkämpfen wurden 5 verloren. Aber wir legten uns mächtig ins Zeug und 1972 schossen wir in der höchsten Klasse im Landkreis Stade.

Diese Tatsache wurde von den LG-Schützen mit Freuden gesehen, von den KK-Schützen nicht so sehr.

Wir Damen (inzwischen in der Anzahl etwas angestiegen) wollten auch gerne einmal KK-Schießen. Beim Übungsschießen durften wir es dann auch einmal auf die „Sprähenkästen“ probieren.

Und, welch ein Schock für die Männer, die Frauen schossen gar nicht so schlecht!

Es hat sehr viel Ärger mit manchen Männern gegeben, sie meinten: „Auch das noch. Flintenweiber im Verein“!

Aber wir ließen uns nicht unterkriegen und die Männer haben uns dann (sicher nicht alle) akzeptiert.

Jetzt etwas zum zeitlichen Ablauf:

14.02.1971          Die Rechte und Pflichten der Damen sollen durch den Vorstand
                            festgelegt werden.

19.01.1972          Die Damen können am KK-Übungsschießen, Eröffnungsschießen
                            und Schlußschießen teilnehmen. Ausnahmen: Vogel,
                            Vereinsmeister, Molkereipokal, Königsscheibe,
                            Ausmarschscheiben und Königsessen.

                            Der Beitrag der Damen betrug DM 10,00  (Herren DM 50,00)

1975                    Erster Antrag der Damen, am Königsessen teilzunehmen:

                             8 Stimmen dafür

                             53 Stimmen dagegen

                             5 Enthaltungen

1976                     Der Antrag wurde gestellt, beim Jubiläum, Sonntags am Ummarsch
                             teilzunehmen.

                             Dieser Antrag wurde angenommen. Wir Damen, ca. 15, kauften die
                             Westen vom Spielmannszug und nahmen am Umzug teil.

                             Die erste Damen-LG-Mannschaft stieg auf den 1. Platz
                             im Landkreis Stade.

1977                     Der Antrag der Damen auf Teilnahme am Montagsumzug und
                             Frühstück wurde bei Erhöhung des Beitrages Auf DM 30,00
                             befürwortet. – So konnten wir am Sonntag und Montag am
                             Umzug teilnehmen.         Welch ein Erfolg!!!

                             Rita Viets, heute Pape, errang mit 388 Ringen einen neuen
                             Bezirksrekord. In diesem Jahr qualifizierte sie sich auch für die
                             Deutsche Meisterschaft in München. 1982 errang Andrea
                             Hinrichs, geb. Hauschild mit 378 Ringen einen Bezirksrekord.
                             Die Bedingungen waren anders als 1977. Die Teilnahme an der
                             Deutschen Meisterschaft gelang Andrea 1983.

                             Im Jahr 1977 wurde auch plötzlich ein neuer Kassenführer gesucht.
                             Der 2. Vorsitzende, Johnny Haase, schlug mich vor. Welch ein
                             Drama! „Eine Dame, nur halbes Mitglied usw.“

                             Es gab heiße Debatten, die Versammlung mußte unterbrochen
                             werden. Man konnte sich nicht einigen. Ich mußte mir einiges
                             anhören. Dann machte der Vorstand einen Vorschlag. Ich sollte
                             vorerst für ein Jahr die Kasse kommissarisch führen. Das habe ich
                             dann auch getan.

                             1978 wurde ich dann ohne Murren gewählt. Das Amt habe ich bis
                             1993 geführt.

1979                     stieg die erste LG-Damenmannschaft in die Landesliga auf. Das
                             war mit Strapazen verbunden.

                             Die Wettkämpfe fanden nur Sonntagsvormittags statt. Wir
                             mußten dann z.B. nach Blumenthal, Sellstedt und Altenbruch,
                             später auch nach Lüneburg. Das war für uns Frauen mit Familie
                             (Rita Viets, Erika Hauschild und Christel Meyer) nicht immer
                             einfach.

                             In der Liga wurde bis 1982 geschossen. In dieser Zeit schossen
                             drei Damenmannschaften.

1980                     Es wurde erstmalig beschlossen, am Schützenfest eine
                             „Beste Dame“ auszuschießen. Hierbei geht es um die
                             beste 20 und nicht, wie bisher, um die höchste Ringzahl.
                             Die höchste Ringzahl wird auch heute noch mit einem
                             Orden belohnt. Alle fünf Jahre kann die Würde
                             „Beste Dame“ erreicht werden.

1983                     wurde wieder ein Antrag auf volle Mitgliedschaft der Damen
                             gestellt. Und welch ein Erfolg für die Damen:
                             Der Antrag wurde mit 7 Gegenstimmen, 5 Enthaltungen
                             und 66 Ja-Stimmen angenommen.

                             In diesem Jahr wurde Erika Hauschild zur Sportleiterin gewählt.
                             Wieder eine Dame! Sollten die Schützen inzwischen gemerkt
                             haben, daß die Damen gar nicht so schlecht arbeiten???

Wie Ihr seht, war es für Damen nicht so selbstverständlich im Schützenverein zu sein, wie es heute erscheint.

Inzwischen ist die Zahl der Schützen-Damen auf 98 angewachsen. (Der Spielmannszug ist hierbei nicht mitgerechnet.)

 

Nach all den Zahlen noch einige Geschichten, über die man heute lachen kann. Damals fanden wir das allerdings überhaupt nicht lächerlich.

 

Beim KK-Pokalschießen, wir hatten große Erfolge, war Wilhelm Hauschild unser Damenbetreuer und Masseur. Er hatte das beste Feingefühl… Für das Gewehr Nr. 5. Ohne Wilhelm klappte nichts.

Die Damen Mannschaft mußte erstmals nach Steinkirchen zum Wettkampf. Jeder wußte ja, wo Steinkirchen liegt. Wir haben noch unsere Männer befragt, wie kommen wir da am Besten hin. Kein Problem. Wir fuhren los, haben uns aber in Jork total verfahren. Die Straßen wurden enger, dann waren keine Straßen mehr da. Wir sind durch einige Obsthöfe gefahren bis wir irgendwo am Deich landeten. Aber wo? Es war dunkel, keine Menschenseele anzutreffen. Wir beschlossen dann, immer am Deich lang, durch die Apfelhöfe zu fahren. Irgendwo mußten wir ja landen. Und dann, welch eine Freude! Plötzlich waren wir in Lühe. Mit einer Stunde Verspätung kamen wir dann auch in Steinkirchen an.

Wir waren aber nicht die einzigen, die sich verfuhren.

Eine Mannschaft aus Stade sollte nach Sauensiek. Leider hatten sie eine Abfahrt zu früh genommen und fuhren nun Richtung Sittensen. Sie merkten dann wohl, daß sie da irgendwie falsch waren . Sie fragten nach und wurden Richtung Buxtehude geschickt. Also los, nach Buxtehude. Aber Schützen sind nicht dumm! Sie wußten, daß Sauensiek vor Buxtehude liegt. Sie kamen in ein Dorf und wollten nach dem Schießstand fragen. Aber, oh Schreck, sie fragten lauter Farbige. Die Damen waren in Ottensen gelandet. Dort waren zu der Zeit sehr viele Farbige.

Als sie endlich, mit viel Verspätung, in Sauensiek ankamen, sagten sie, völlig mit den Nerven fertig: „Entschuldigung, aber wir sind über Afrika gefahren!“

Einmal wollten Rita Viets, Erika Hauschild und ich nach Kutenholz zum Winterrundenabschluß.

Damals schossen wir in der Liga und alle vier Mannschaften schossen gleichzeitig. Als letzte Mannschaft war Kutenholz als Gastgeber dran. Wir beschlossen vorher: „Da machen wir was draus!“ Es sollte nach dem Schießen Kaffee und Kuchen geben. Das Ganze spielte sich etwa Januar oder Februar 1979 ab, zur Zeit der großen Schneekatastrophe. Uns war sehr mulmig zumute. Rita mußte fahren und wir fragten: “Hast du wenigstens eine Schaufel mit, für den Notfall?“ – Aber klar, liegt hinten drin!“

Es war schon etwas schwierig, nach Kutenholz zu fahren, denn einige Straßen waren schon ziemlich verschneit.

Wir haben dann alle geschossen, hinterher Kaffee getrunken und waren recht lustig. Nur der Schnee!

Über die Steinkirchener haben wir noch tüchtig gelacht. Die hatten einen großen Schneeschieber dabei, der hinten aus dem Kofferraum ragte.

Wir wollten besser nicht über Wiegersen zurück, sondern über Ruschwedel-Apensen. Wir waren etwa 100 m auf der Straße, da saßen wir auch schon fest. Es ging nichts mehr! „So, Rita, jetzt aber die Schaufel raus.“ Oh, Schreck, war das ein Erwachen! Die Schaufel entpuppte sich als Camping-Klappspaten! Mit dem Ding ging nichts, es klappte immer wieder zusammen (daher Klappspaten). Wir haben, bis zur Erschöpfung, mit Händen und Armen versucht, das Auto zu befreien aber wir hatten keine Chance. Dann kam aus Ruschwedel ein Radlader. Der hat uns befreit und zur Straße nach Buxtehude gebracht. Der Fahrer sagte uns dann: “Nach Sauensiek kommt ihr nicht mehr, da ist alles dicht.“ Rita, die damals in Buxtehude wohnte, nahm uns mit. Von dort riefen wir unsere Männer an. Die waren dann schnell da. Wir hatten uns gerade erst etwas erholt.

Wir haben es dann wohl als letztes geschafft, von Apensen nach Sauensiek im Blindflug zu fahren. Zwischen 2 und 3 Uhr waren wir dann endlich zu Hause. – Am nächsten Morgen war ganz Sauensiek eingeschneit.